Di 22.04.2025, 19.30 - 21.45 Uhr |
Großes Haus
Ballett von John Neumeier nach dem Epos des Homer
Odyssee
Eines der bedeutendsten Stücke der Dichtkunst ist der Epos "Odyssee" des griechischen Lyrikers Homer. Sich mit diesem umfassenden Werk um den Helden Odysseus und seiner abenteuerlichen Reise zu befassen, entschied John Neumeier auf Einladung des Athener Opern- und Konzerthauses Megaron im Jahr 1995. Seine tänzerische Bühnenfassung sollte so nah wie möglich an die Wurzeln des Epos heranreichen und die literarische Vorlage gleichzeitig auf eine Ebene der Bewegung übersetzen. Eine Voraussetzung dafür war die Vergabe eines Auftragswerks an den griechischen Komponisten George Couroupos sowie die Zusammenarbeit mit dem griechischen Bühnen- und Kostümbildner Yannis Kokkos.
zehn Jahre Irrfahrt
zehn Jahre Rückkehr
zehn Jahre Heilung
nach zehn Jahren Krieg.
Ohne Krieg ist die "Odyssee" nicht denkbar. Für mich geht es darum, dass ein Mensch nach einem zehn Jahre dauernden Krieg wieder zu sich selber finden muss, dass er aus dieser im negativen Sinn männlich definierten Macho-Welt von Kampf und Krieg zu seiner Ganzheit zurückfinden und seinen femininen Teil wiederentdecken muss. Der heißt Penelope.
John Neumeier
Musik: George Couroupos – Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper
Choreografie und Inszenierung: John Neumeier
Bühnenbild und Kostüme: Yannis Kokkos
2 Stunden 15 Minuten | keine Pause
URAUFFÜHRUNG:
Hamburg Ballett, Megaron The Athens Concert Hall, Athen, 20. November 1995
PREMIERE IN HAMBURG:
Hamburg Ballett, 17. Dezember 1995
ORIGINALBESETZUNG:
Odysseus: Ivan Liska
Penelope: Anna Polikarpova
Telemachos: Ivan Urban
Pallas Athene: Anna Grabka
Er: Nicolas Musin
Kalypso: Heather Jurgensen
Nausikaa: Bettina Beckmann
Kirke: Chantal Lefèvre
Das Meer: Laura Cazzaniga
Die Freier / Der Krieg: Jirí Bubenícek, Otto Bubenícek
Eurykleia: Karen Niles
GASTSPIELE:
1995 Athen 1996 Ludwigshafen, Montpellier, Genua Nervi 1997 Sagami Ono, Osaka, Tokio
IM REPERTOIRE:
Königlich Dänisches Ballett
Altersempfehlung: ab 14 Jahren / Klasse 9
Koproduktion der Hamburgischen Staatsoper mit Megaron The Athens Concert Hall
Das Programmheft ist in unserem Onlineshop erhältlich
VOR DER AUFFÜHRUNG ZU LESEN
Von John Neumeier
in der Werkschau der vergangenen Saison wurde eine große Zahl meiner Ballette gezeigt. Trotzdem war es nicht möglich, jedes wichtige Werk neu einzustudieren. Vor diesem Hintergrund habe ich – als ersichtlich wurde, dass ich ein weiteres Jahr als Intendant bleiben würde – festgelegt, dass es wichtig ist, "Odyssee" wieder ins Repertoire zu bringen.
Dieses Ballett nimmt eine ganz besondere Position in meinem Gesamtwerk ein. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, ein Ballett auf der Grundlage von Homers großartigem epischem Gedicht zu erschaffen. Tatsächlich war es ein Auftragswerk der Megaron Concert Hall. Ich fühlte mich von diesem Auftrag so geehrt, dass ich ihn nicht ablehnen konnte. Ähnlich wie die Kreation des Mozart-Requiems für Salzburg war es eine einzigartige Gelegenheit, dieses bedeutende Epos in der Hauptstadt des Landes kreativ zu adaptieren, wo es seinen Ursprung hatte.
Ich möchte dieses Ballett in meiner letzten Saison neu rekonstruieren, weil es im Vergleich zu meinen anderen Werken einen einzigartigen choreografischen Stil verkörpert. Wie schon oft war es auch hier eine besondere Musik, die mich unbewusst zu einer völlig andersgearteten choreografischen Sprache inspirierte. So war es auch mit "Odyssee" .
In einer Welt, die so unerwartet wieder aufgewühlt ist von Kriegen und ihren entsetzlichen Auswirkungen, bin ich überzeugt, dass dieses Werk besonders zeitgemäß ist. "Odyssee" gehört zu meinen anti-aggressiven Antikriegsstücken. Mit Sicherheit reflektiert es meine Gefühle als junger Mann gegenüber dem Vietnamkrieg, den Amerika so besinnungslos führte. Insofern ist "Odyssee" eine Art Gegenstück zu "Dona Nobis Pacem". Es ist ein aufrichtiges Plädoyer für den Frieden, genau wie die letzten Zeilen in Homers Epos.
Übersetzung: Jörn Rieckhoff
ZUM INHALT
UNTEN
die andere Seite: ist das Odysseus?
das war Odysseus – mit seinem kleinen Sohn Telemachos
OBEN
im Olymp die Götter
Auf See
das immerwährende Meer
Odysseus
DÉJÀ-VU
der Krieg im Kopf – Erinnerungen an den Kampf um Troja
Odysseus, seine Gefährten, seine Gegner
GELANDET GESTRANDET
Odysseus, Kalypso
VATER-LAND | MUTTER-ERDE | ITHAKA
Odysseus' Zuhause
die Frauen – Eurykleia und die Weberinnen, Penelope und ihr Sohn Telemachos,
der kein erwachsener Mann werden soll, werden kann, werden will
DAS TUCH
DIE FREIER
Antinoos, Eurymachos, Leiokritos und die anderen, die um Penelope freien und sie
bedrängen
DER FREMDE GAST
die Göttin – Pallas Athene, Telemachos und Odysseus, der fern ihm nah ist
der Sohn wird zum Mann und geht auf die Suche nach dem Vater
DIE SUCHE
ÜBERS MEER
KALYPSOS GROTTE
der Erneuerung Schoß
Kalypso, Odysseus und die beiden gegnerischen, zwiespältigen Kräfte, die ihm die
Heimkehr erleichtern und erschweren werden,
Odysseus' Reise geht weiter, das Meer nimmt ihn auf
WEITER WIEDER
NAUSIKAA MIT DEN WEIßEN ARMEN
Nausikaa und ihre Freundinnen entdecken im Spiel den gestrandeten Odysseus
SCHERIA
Odysseus wird mit großer Gastfreundschaft von Nausikaas Eltern, ihrem Vater Alkinoos
und ihrer Mutter Arete, und den Phäaken aufgenommen
Rast und Rückbesinnung
GESANG VON TROJA
auf Scheria erzählt der Sänger Demodokos vom zehnjährigen trojanischen Krieg
ODYSSEUS' BERICHT ÜBER DIE ZEIT DANACH
seine Irrfahrten
ein Irrweg
DER ÜBERFAll AUF ISMAROS
die ersten rein zivilen Opfer des Odysseus
ein Krieg ohne Anlass, ein Angriff ohne Grund aus Gier, Geldgier, Fressgier, Gewöhnung
die Deformation des Menschen zum Krieger
LAZARETT | HOSTIPAL | HEIL-ANSTALT
der Wahn, es gäbe seelische Unversehrtheit durch körperliche Heilung
Drogen gegen Wunden
im Reich der Lotus-Esser
BLENDUNG UND VERBLENDUNG
Jäger und Gejagter – Odysseus und Polyphemos, der einäugige Kyklop
Jäger oder Gejagte – Odysseus, seine Gefährten und die sagenhaften, riesigen,
menschenfressenden Lästrygonen
Krieg ist nicht Sieg
KIRKE
Schwein gehabt
DER WEG IN DEN HADES
zurück zu den Müttern
der Held muss durch den Tod gehen, um sich dem Menschlichen wieder anzunähern
DIE SIRENEN
Unterwegs
ein letzter kurzer Blick zurück, eine flüchtige Erinnerung, während er heimwärts eilt
ZUHAUSE
Ithaka, die Göttin als Bettlerin, der Sohn
er erkennt den Vater
der erkennt den Sohn
DER TAG DER ENTSCHEIDUNG
Hochzeitsvorbereitungen
Penelope, ihre Frauen, ihre Freier
DER FREMDE
wirkliches Gespräch oder irreale Zwiesprache
Penelope und Odysseus
DIE ENTSCHEIDUNG
wen wählt sie?
wer ist der Fremde, der Außenseiter, der Ausländer
raus
ODYSSEUS
Rache?
PENELOPE
Penelope erkennt Odysseus
sie ist er
er ist sie
TELEMACHOS
irgendwo