So 31.05.2026, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Johann Sebastian Bach: Contrapunctus I-IV aus „Die Kunst der Fuge“ (Orchestrierung von Daniela Terranova, UA)
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ZEITSPIEL NEUN: LUDWIG VAN BEETHOVEN / DANIELA TERRANOVA: Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“ I. Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande / II. Szene am Bach / III. Lustiges Zusammensein der Landleute / IV. Gewitter, Sturm (Überschreibung von Daniela Terranova, UA) / V. Hirtengesang, frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm
Dirigent: Jean-Christophe Spinosi
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Der aus Korsika stammende Jean-Christophe Spinosi ist sowohl als Violinist wie auch als Dirigent tätig. Als Leiter des von ihm gegründeten Ensemble Matheus und als Gastdirigent ist er an vielen renommierten Opernhäusern und bei wichtigen Festivals in Europa und den USA aufgetreten und arbeitet regelmäßig mit international führenden Sängern zusammen. Am Théâtre des Champs-Elysées leitete er zuletzt Rossinis „Otello“ sowie mehrere Konzerte, in Versailles Händels „Messiah“ und dessen „Serse“ sowie an der Wiener Staatsoper Rossinis „Il barbiere di Siviglia“. Mit Händels „Messiah“ und Beethovens „Missa solemnis“ ist er mit seinem Ensemble Matheus auf Europa-Tournee gegangen.
Von 2007 bis 2015 leitete er jährlich eine Neuproduktion am Théâtre du Châtelet in Paris, wo er u.a. Rossinis „La pietra del paragone“, Messagers „Véronique“, Bellinis „Norma“, Rossinis „Il barbiere di Siviglia“, Haydns „Orlando paladino“ und zuletzt Mozarts „Il re pastore“ betreut hat. Er trat u. a. bei den Salzburger Festspielen (La Cenerentola, Otello), in Zürich, Rom und bei den Londoner Proms auf. Gastdirigate führten ihn zur Handel and Haydn Society in Boston, zum Frankfurter Radio Symphonie Orchester, dem Orchestre de Paris, dem New Japan Philharmonic Orchestra, dem Royal Stockholm, dem Monte Carlo, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, zu den Wiener Symphonikern, dem Mozarteum Orchester, dem Orchestre de Paris sowie zum Spanish National Orchestra. Die nähere Zukunft bringt u.a. erneut Auftritte in Osaka und Stockholm sowie Mozarts „Die Zauberflöte“ an der Staatsoper Hamburg.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Adam Fischer, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg und seit Juni 2023 auch dessen Ehrendirigent. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan, im Frühjahr 2023 gab das Philharmonische Staatsorchester unter seiner Leitung sein von Publikum und Presse bejubeltes Debüt in der New Yorker Carnegie Hall. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen, Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019, und 2023 wurde ARCHE erneut mit großem Erfolg aufgeführt.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Die Philharmonsichen Konzerte des Staatsorchesters Hamburg werden zu ZeitSpielen und überschreiten die Grenzen des Gewöhnlichen: In diesem Konzert wird einerseits Daniela Terranovas Orchestrierung von Bachs Musik und andererseits ihr kompositorischer Dialog mit Beethoven erklingen – denn der dritte Satz seiner 6. Symphonie wird durch eine Neukomposition aus ihrer Feder ersetzt, inspiriert vom Original. Beethoven begegnet uns in unserer heutigen Zeit als Spiegel der Vergangenheit und zugleich durch Terranova als Teil des Hier und Jetzt! Dieses musikalische Spiel ohne Berührungsängste eröffnet neue Perspektiven auf unsere Musikkultur, unser Denken und Sein, auf unsere Art, Musik zu rezipieren.
"Für mich ist das Konzept des Spiels sehr eng verbunden mit der Suche, die bei den Proben durch den Austausch von Ideen zwischen Musikern, Komponist und Dirigent stattfindet. Diese Interaktion ist immer bereichernd, weil sie es jeder einzelnen Person erlaubt, ihre eigene Perspektive einzubringen und damit Musik und Aufführung zu transformieren. In diesem Sinne wird „Spiel“ zu einem dynamischen, gemeinsamen Prozess." DANIELA TERRANOVA